2.12.15

Sundayblues.

Krakelige Handschrift auf einem kleinen Collegeblock. Sonntag- auf Montagnacht:
5 vor 4, ich liege wach. Ich denke über jeden noch so abstrusen Gedanken nach. Woher kommen diese irren Fantasien in der Nacht und wo sind sie tagsüber? In der Dunkelheit leutet jeder Gedanke und jedes Gefühl um ein Vielfaches heller. Ich sehe wieder alte Geister, die ich längst glaubte erlöscht zu haben. Ich grabe mich tiefer zu ihnen durch, egal, ob ich will oder nicht. Sie waren scheinbar stets in mir, begraben unter Gesellschaft, Glück, Ablenkung oder manchmal einfachem Stumpfsinn. Und scheinar werden sie auch immer in mir lauern - Gute und Schlechte. Immer auf der Lauer nach einem dunkelen Moment wie diesem, voller halber Selbsterkenntnis únd Ausdruckswut gegen Unbekannt. 

Ich bin angekommen. In Köln, in einer Beziehung, im Leben. Ich studiere, führe einen Haushalt, betrinke mich und lebe die Bilderbuchbeziehung. Klingt ziemlich perfekt, aber irgendwas fehlt. Meine Erwartungen, Köln sei der Resetknopf für mein Leben, haben sich nicht erfüllt. Die Denkmuster von damals sind die gleichen geblieben und haben sich nur auf neue Strukturen und selbst konstruierte Probleme verschoben. Innere Einöde, einkaufen, essen, waschen, lernen, sozialisieren, Rausch leben und Beziehung pflegen - in allen Rollen funktionieren. Ich weiß auch nicht, was es ist. Wieso ich nicht zufrieden bin, wo doch alles gut ist.

Und es folgt dieses abgefuckte Hirnvakuum. Wenn die Gefühle und Gedanken von vor wenigen Minuten einem weißen Rauschen weichen. Alles, was ich versuche von der Leine zu lassen, verstummt. Es drängt der angefangene Gedankengang nach Vertiefung und Erkenntnis, brettert fordernd gegen die Synapsen, aber die Leitung ist tot, der rote Faden gekappt. Ich falle in Phrasen und umschweifende Wortketten, die an Länge gewinnen, aber an Gehalt verlieren. Ich klammer mich final an wilde Metaphern und feuere Bild um Bild. Ein letzter Versuch noch etwas zu reißen und wieder auf den doch schon verlorenen Gedankenstrom aufzuspringen. Statt irgendeine Befriedigung zu spüren, falle ich irgendwann doch in einen trüben Tümpel der Normalität und langsam folgt eine Erkenntnis, die nicht gesucht und nicht gewollt ist. Morgen früh wird alles egal sein. Alles wie immer. Alles ok.

16.6.15

XII. VI. MMXV

Zwei Herzzschläge, einer fester und schneller als der andere, treten an in ein Wettrennen mit unbekanntem Ziel. Die Brust hebt und senkt sich langsam vom Atem, doch der Herzschlag zuckt wild unter der Haut, als ob etwas von innen nach außen zu dringen versucht. Wir gehen Hand in Hand, wie Zweifel und Sorgen mit Glückstaumel und Unbeschwertheit. Es ging alles sehr schnell, vielleicht zu schnell. Was davon ist echt, was nur Hormonrausch und vor allem, was bleibt? Was hinter mir liegt scheint fast schon egal, Alex, Timo, Zatto, dick drauf geschissen. Viel mehr nimmt mich ein, was sein wird. Werde ich's packen, wird er's packen, werden wir's packen? Es ist grade alles zu gut, um wahr zu sein oder wahr zu bleiben. Hallo, Ferne.

21.5.15

Ich bin so verdammt nüchtern. Schon vier Tage, nachdem ich abserviert wurde, habe ich aufgehört zu flennen. Und gerade jetzt beim ersten mal nüchternem Sex in meinem Zimmer fange ich wie ein Schlosshund an zu heulen. Wie runtergekommen ist das bitte? Aber es fühlte sich einfach so falsch an, ganz anders als mit Alex. Er wollte wissen, was los sei. Ich stammel irgendwelchen Herzsschmerz zusammen. Eigentlich war die Nummer einfach nur mittelmäßig. Er roch aber plötzlich ganz falsch und seine Haut fühlte sich nicht richtig an, ganz geschweigen von seinem Schwanz und was er damit anstellte. Statt Lust zu empfinden, bekam ich Bauch- und Rückenschmerzen. Die letzten Tage habe ich aber auch kaum etwas gegessen. Auf einmal war nur noch Ekel für allen Sex der Welt in mir. Außer für den mit Alex. Jedes Mal nach ihm war eine Enttäuschung, aber ich war meistens irgendwie berauscht, deshalb war es auch egal. Toll, jetzt habe ich unerreichbar hohe Standarts, die vermutlich erst wieder ein Typ erfüllen kann, den ich nicht liebe oder nicht haben kann. Andy reagiert aber sehr verständnisvoll. Er meint, es ginge auch ohne Gevögel, er vermisse nur die Nähe von jemandem. Keine Gefühle und keine Zukunft, so ist der Plan. Pärchenzeug und Wertschätzung ohne Bindung. Genau das habe ich eigentlich gesucht, aber jetzt, wo ich es habe, erfüllt es mich nicht. Anfangs war es angenehm, jetzt ist es nur noch falsch und in mir ist ein tiefes Schamgefühl, auch wenn ich nicht weiß, wo vor. Die Zeit regelt das schon. Sonst haben die Männergeschichten immer dieses High, weil man begehrt und gewollt wird, aber gleichzeitig emotional unnahbar und distanziert bleibt. Jetzt hängt es mir zum Hals raus. Ich ergreife die Flucht aus dem Bett. "Bleib doch bitte hier, so kann ich besser schlafen.." - "Ne, ich würde dich nur wach halten, ich gehe mich etwas ablenken." Und hier sitze ich. Abgefucked über all die belanglosen Dinge, als gäbe es nichts wichtigeres. Vielleicht vermisse ich doch nicht nur Nähe, sondern auch Liebe. Ich kotz gleich Regenbögen, so bescheuert finde ich dieses Geschnulze. Vielleicht doch wieder zurück zu berauschtem, hartem Sex. Der ist so kalt, da komme ich kaum auf Gedanken an Verflossene. Ein mal ficken und dann nicht kuscheln, sondern nach Hause geschickt werden. Dann fühlt man sich auf andere, aber viel erträglichere Weise schlecht. Man heult nicht, man ist nur wütend auf sich und die Welt und sucht sich den nächsten, der einen erst auf Händen tragt und dann fallen lässt. Und zwar weil man es so will.

Morgen früh sieht alles bestimmt schon wieder besser aus.

17.5.15

Afterhour, der Morgen danach.

Stille kehrt ein. Ich bin voll von leeren Dingen. Oberflächliche Unterhaltungen, nette Worte und Lachen hallen noch eine Weile nach, aber es ist nur das penetrante Ticken der Uhr zu hören. Eine halbleere Flasche Sekt und Müll ist alles, was noch an den Abend erinnert. Ich will nicht alleine hier sein. Zatto holt Visi ab, befremdliche Stimmung, aber außenrum alles cool alles cool, als wäre nie was gewesen. Es muss ja immer weiter gehen. Sein Geruch ist der selbe wie damals, Erinnerungen kommen hoch. Sie schneiden nicht ein oder verletzen, es ist eher vergrabene Sehnsucht. Aber sie sind weg und ich wünschte, jemand bliebe. Es fehlt ein warmer Körper zum anschmiegen und auch alle vergangene Gesellschaft der Welt macht es nicht Wett in dem Moment, in dem man plötzlich alleine ist. Ich versuche zu schlafen, um eine Auszeit zu kriegen, doch Träume und das Erwachen lassen mir nicht mal diese kleine Flucht. Vielleicht vermisse ich gar nicht Alex, sondern einfach nur, nicht alleine zu sein. Jemand, der sich kümmert und bei einem sein will und man fühlt genau so. Verfickte Scheiße, die Stimmung ist nicht dramatisch, aber drückend schwer und beklemmend. Die andere Hälfte der Flasche wird's vielleicht richten.

14.5.15

Reset.

Mädelsabend. Datsch, Visi, der Ostblocklatino und ich.  GTAV, Bier, Lunte, Geselligkeit, Ablenkung. Datsch und René fahren, ich bleibe zurück mit Visi. Vertrauter Umgang und unüberwindbare Distanz. Ich kann ihm alles sagen und er wird alles tun, um mich aufzubauen (und umgekehrt), aber es ist nicht das Wahre. Auch wenn es das Beste ist, was ich in den letzten Jahern so habe. Wann hat mir in der Vergangenheit ein Typ, der mich nicht knallen wollte, gesagt, wie toll ich bin? Es ist aufbauend, aber ich weiß, dass er mir jedes Kompliment machen würde, wenn er sieht, dass ich geknickt bin. Schnell kommen wir zurück auf leidige Themen. Timo, Zatto, Alex - alles wird erneut aufgewärmt. Visi versucht mir wieder zu erklären, wieso Zatto so feige unsere Affäre beendet hat und sich niederwürfig zu Timos Füßen begeben hat. "Bros before Hoes" - so ein Stuss. Das ist doch purer Opportunismus. Wenn er es sich mit mir verscherzt, hat er keine Folgen zu fürchten, außer etwas rumgebitche, das ich ihm sogar erspart habe. Den Aufwand war es mir nicht wert, er hat es nicht mal für wichtig befunden, mir zu sagen, dass es aus ist. Wenn er es sich allerdings mit Timo verscherzt, ist er bei allen Freunden unten durch. Es geht ihm einen Scheiß um Timo, sonst hätte er mich nicht angemacht, zwei Monate geknallt und von Gefühlen gebrabbelt. Und wie schon bei Alex bin ich wieder nur "ein Fehler" gewesen. Ich war bei meiner Zeugung schon "ein Fehler", das scheint meine Rolle zu sein. Ich bin der Fehler, den sich alle mal leisten. Ein starker Fluchtreflex erfasst mich und ich versuche ihn in noch einem Bier zu ertränken. Ich könnte jederzeit flüchten vor diesem Ort, aber nicht vor mir oder der Sache.

Morgens kam Timo vorbei, um Visi zur Bollerwagentour abzuholen. Erneut bin ich Konfliktthema, die verbotene Frucht. Timo redet zwar höflich mit mir und wir kommen gut miteinander aus, aber ich weiß von Visi, dass das alles nur Fassade ist. Ich weiß, wie sie über mich reden und dass Timo immer noch befürchtet, dass Visi mit mir pennt (ich lach mich tot). Und ich stehe nur da und denke mir: so viel Drama wegen mir. Immer, wenn ich auftauche, gibt es Probleme und Visi steht zwischen den Stühlen. Seine beste Freundin oder sein bester Freund Zatto? Seine beste Freundin oder ihr Ex? Zum Kotzen, ich will kein Stressor sein und die Gruppe spalten. Diese Rolle als Exfreundin fucked mich ab und ich werde sie nicht los. Ich wünschte mir, ich wäre diese Beziehung nie eingegangen. Selbst nach der Trennung bin ich durch Timos konservative Sicht auf Beziehungen, Freundschaften und Ex-Beziehungen immer noch nicht frei. Niemand aus dem Bekanntenkreis sieht mich als eigentständige Person, sondern ich bin immer nur "die Ex". Bin ich 'ne Liege, auf die man sein scheiß Handtuch werfen kann?

Und deshalb ist es Zeit für ein neues Umfeld, in dem ich mich neu beweisen kann.


Atme mich, Fremder. Ließ zwischen all den leeren Zeilen. Ich suche jemanden, den ich noch nicht kenne. Doch ich hänge mit all dem Ballast hier fest. Erinnerungen, Menschen, Verpflichtungen, Ängste und Sorgen halten und quälen mich. Dieser Ort erzeugt das das gottverdammte Fegefeuer in mir. Ständig treiben kurze Erinnerungsfetzen an die Oberfläche meines Verstandes und Erlösung ist erst einmal nicht in Sicht. Vielleicht vergesse ich auch, wenn ich nur weit und lange genug weg bin, wieso ich weggegangen bin.

13.5.15

Was zur Hölle...

Die letzten Tage scheinen mir wie eine der schlechteren Episoden aus "Berlin Tag und Nacht". Ich will gar nicht wieder alles aufwärmen, was mit Alex  war. Er ist Geschichte für mich. Ich stehe meiner Zeit mit ihm gegenüber wie Deutschland dem Nazi-Regime; unangenehm sich daran zu erinnern und am liebsten würde ich diese Zeit einfach ausradieren, aber es ist gleichzeitg ein Teil von mir und ich habe eine wichtige Lehre daraus gezogen. Einmal und nie wieder. Ja, ein viel zu dramatischer Vergleich, aber mein Hirn streikt. Pädaabi, Erzieherstreik, Hirnstreik. Schlechte Omen. Schlechte Gleichnisse und abstrakte abstruse Kausalketten. Mir fallen die Augen zu. Schlaf ist wertvoll und gut, aber die Träume lassen mich nicht los. Seit 4 Tagen träume ich, selbst wenn es nur ein einstündiges Nickerchen ist, absurde und verletzende Dinge über Alex und seine Ex. So gut ich es den ganzen Tag auch von mir weg schiebe, am Morgen ist alles wieder da. Frustrierend.

Sehen wir das Positive. Ich bin frei. Ich habe die Brücken in die Heimat niedergerissen und kann mich nun dem Neuen zuwenden. Aber es macht Angst. Kaum ein Halt in all der Ungewissheit und Verantwortung, die auf mich zukommt. Ich will mich am liebsten bei meiner Mutter verkriechen und wieder 7 Jahre alt sein. Mein Leben kommt mit rasender Geschwindigkeit auf mich zu und ich stehe nur wie geblendetes Wild im Lichtkegel. Ich brauche aber diesen Abstand und das Neue. Ich habe nur Angst, dass ich es wieder heillos verkacke. Alen ist auch der Meinung, ein Neuanfang sei auch bitter nötig. "Irgendwie alles auseinandergefickt" - "Im wahrsten Sinne des Wortes." Erst habe ich alles auseinandergefickt, dann hat Alex alles auseinandergefickt. Libido und Destrudo gehen bei mir wohl miteinander einher. Und was mache ich nach all dem Scheiß? Natürlich weiterhuren. Kaum zwei Tage sitzen gelassen, schon finde ich mich in Jonas Bett wieder. Harter, kalter Sex, um das erweichte Herz wieder etwas zu stählen. Raus aus dem Beziehungsmodus, hinweg mit Sichereit und Geborgenheit. Grade betrogen worden, schon selbst die Affäre sein. Kaum den einen Ex abgeschüttelt, stehe ich bei dem nächsten auf der Matte. Die Begegnung war seltsam surreal und schwer auszulegen. Nicht, dass irgendwelche albernen Gefühle von damals hochkämen ("aufgewärmtes Omlett schmeckt nicht"), aber irgendwie ging ich mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Vertrautheit an die Sache ran und ich weiß nicht, ob das ein angemessenes Verhalten ist. Allgemein ist meine Art zu locker - psychisch und physisch. Obwohl ich niemandem vertraue, ist doch ein Seelenstriptease stets drinnen. Sollen sie doch alle mein Innerstes vor die Füße gekotzt kriegen, vielleicht wischt's ja einer auch mal weg. Mein Mangel an Vertrauen äußert sich wohl eher darin, dass ich mich nicht festlegen will. Keine festen Bindungen, keine Verpflichtungen. Das gibt trügerische Narrenfreiheit. Manchmal glaube ich, ich sei so selbstbewusst wie eh und je. Aber eigentlich hat meine Unsicherheit nur neue Kanäle gefunden. Kanäle, die besser ankommen und eher das Bild eines glücklichen, selbstbewussten und erfolgreichen Menschen erzeugen. Guckt mal alle, wie ich klar komme! Guckt mal, guckt mal! Ich bin normal und im Leben angekommen! Es fühlt sich an, als wenn man in totaler Panik und Verzweiflung einfach anfängt zu lachen. So laut und ernergisch lachen, dass es einen ganz einnimmt und man wie der letzte Trottel, aber dabei immer noch bedauernswert bis liebenswürdig wirkt. Oder vielleicht auch einfach total aufgesetzt und falsch.  Das ist mir alles etwas zu viel.

5.5.15

Drama Deluxe.


Motto der letzten Tage: Alles Scheiße, Ungewissheit, Freakout

Wo soll ich anfangen? Als sie reinplatzte und alles offenbarte? Vorher, als ich das drückende Gefühl des Betruges verdrängt habe und für mich behielt, um nicht zu nerven? Oder noch viel früher, als er mit einer fadenscheinigen Ausrede unser "wasauchimmer" für einige Tage beendet hat, weil ER dachte, MIR wäre es nicht ernst genug. Welch Ironie, dass er dann noch seine Ex knallt, nachdem ich ihm klar gemacht, habe dass es mir ernst ist. Welch Ironie, dass er ihr einen Kuss mit einem anderen nicht verzeihen konnte, ich aber auf das Geficke mit der Ex klar kommen muss. Welch Ironie, dass er immer noch nicht mit offenen Karten spielt. Manchmal will ich alles über den Haufen schmeißen. Denn es geht mir mit ihm schlecht. Seit dem Tag, an dem seine Ex reinplatzte und mir erzählt hat, dass sie es die letzten Wochen trieben, während er mir noch liebe schwor, fühle ich mich ungesund. Der Kopf, klar. Dass ich unglücklich, aggressiv, eifersüchtig und paranoid bin, kein Vertrauen haben kann und ständig zweifle, ist nur die halbe Miete. Ich bin auch müde, habe Kopfschmerzen, neurodermitische Ausraster (bisher erst ein mal so schlimm), Magenprobleme. Es nimmt mich in jeder Hinsicht mit. Alle Unbeschwertheit vom Anfang, die sprudelnde Liebe, ist gedämpft. Auf jedem schönen Moment liegt der Schleier von Pupsi, Verlobungsringen und Sex mit der Ex. Manchmal wäge ich nur noch ab: mit welcher Entscheidung kann ich schlechter leben? Ihn abzuschreiben oder bei ihm zu bleiben. Beides fühlt sich scheiße an.
Wenn ich bei ihm bin, dann zweifle ich nur an seiner Aufrichtigkeit. Ich sehe, wie er seiner Ex begegnet. Eine Art, von der ich fürchte, dass er sie auch irgendwann gegen mich verwenden wird. Herablassend, arrogant, stur. Er tut, als sei sie ihm egal, sagt es mir auch. Aber ich merke an seiner Art, dass er an ihr hängt. 5 Jahre Beziehung wird er nicht mit mir in 3 Monaten verarbeitet haben, sonst hätte er sie nicht nochmal geknallt. Und egal, was er mir sagt, ich kann es ihm sowieso nicht glauben. Ich brauche Beweise. Und was ich bisher sehen durfte, überzeugt mich wenig. Ich glaube viel eher, weil ich alles offen lege, verheimlicht er nur um so mehr. Lügen, Dinge verstecken, Nachrichten löschen. Wenn er es schon einmal getan hat, wieso nicht nochmal? Ich bin mir so sicher, wenn ich vom Fenster weg sein sollte, geht er zurück zu ihr. Was bin ich auch? Ein Trostpflaster für gekränktes Ego? Eine kleine, intensive Verknalltheit, die schon bald der alten, tiefen Liebe zur Ex weichen muss? Mittel, um das der Ex eins auszuwischen und das gekränkte Ego zu heilen?
Und wenn ich nicht bei ihm bin, dann ist es noch schlimmer. Dann will sofort zurück, weil ich fürchte, mir entgleitet alles. Ich versuche nicht zu nerven. Ich flüchte mich zu Freunden, in flüchtigen Rausch. Am liebsten würde ich mir ein kleines Trösterlein holen. Etwas unbeschwerte Nähe und Liebe. Aber das würde unser Verhältnis endgültig killen, ich wäre nur Pupsi Nr.2. Als ich in Köln  mit Jonas trinken war, meinte er nur gemein, er würde sich freuen, wenn es mit uns in die Brüche ginge. Ich habe nur gelacht, noch ein Bier auf seine Kosten bestellt und gesagt, ich würde bescheid geben, wenn es so sein sollte. Steffi und der 26-Jährige Designstudent am ficken in Köln oder Steffi und der 23-Jährige Elektriker in einer ungewissen und unsichern Fernbeziehung? Klingt doch alles scheiße. Nach dem Abend mit seiner Ex und der Offenbarung dachte ich nur immer wieder daran, wie einfach ich es ihm doch gleich tun könnte. Wenn man von den Typen, die sich an mich ranmachen, mal die Pfeifen, Hässlichen und Dummen ausstreicht, blieben da immer noch auf anhieb drei. Wenn ich alleine feiern gehe, müsste ich mich eigentlich nie um ein Bett für die Nacht kümmern, irgendwo würde ich schon landen (nicht dass ich irgendwie geil wäre, ich kann mich selbst kaum leiden, aber irgendwie reicht es für die Typen dann doch, wenn es nur um einen Fick geht). Wieso tue ich es dann nicht? Wieso schmeiße ich nicht hin und lebe unbesorgt mit meinen alten Häschen? Ich habe Angst, dass ich es bereuen werde, mich auf ihn einzulassen und all seine Lügen zu glauben. Aber ich bin verliebt und will Nähe und Sicherheit - nicht Freigetränke, dämliche Geschenke und unverbindlichen Sex. Klingt doch dumm, oder?  Diese Sicherheit kann er mir aber gerade noch nicht so ganz liefern, nicht nach der Nummer. Bis dahin... Eifersuchtsattacken, passiv agressive Kommentare und Witze und Misstrauen bis hinten gegen. Emmas Kommentar dazu: Halte Distanz, lass dich nicht wieder verarschen. Ahoooooi.