12.2.12

Aglaja Veteranyi - Ana lebt

Die Ana in Ana wackelt.
Sie fällt nach links, nach rechts, in den Arm, in ein Bein, ins Auge.
Ana weint lange Tränen.

Das Gesicht tut weh.
Die Augen.
Die Zunge.
Das Wetter.
Ana zieht die Mundwinkel hoch.
Ana zieht die Mundwinkel hoch.
Ana zieht die Mundwinkel hoch.

Wenn das Glück nicht kommt, nimmt Ana eine Pille, die ihr sagt, dass sie glücklich ist.
Wie ist das Glück klein, dass es in einer Pille Platz hat, denkt Ana.

Ich bin eine Ganze, sagt Ana zu Ana.
Ana fällt vom Stuhl.
Ana fällt die Jacke aus der Hand.
Ana fällt ein Wort aus dem Mund.

Ich bin eine ganze, sagt Ana zum Spiegel.
Im Spiegel ist ein Gesicht.

Ana legt sich hin.
Ana steht auf.
Ana öffnet das Fenster.

Im Spiegel wartet das Gesicht.
Ana friert.

Ana zieht sich die Jacke an.
Ana zieht sich die Decke an.
Ana zieht sich den Schlaf an.

Ana hat die Aubergine gegessen.
Die Aubergine war klein und breit und hieß Ana.
Sie hatte ein Gesicht und lachte.
Sie hatte ein Grübchen.
Sie hatte Zähne.
Sie hatte einen lieben Gott im Auge.
Sie hatte ein Pipi, eine Mutter und eine Decke.
Ana lacht sich aus dem Schlaf.

Das Zimmer ist abwesend.

Anas Haut ist schnell geworden.
Ana hat die Angst gegessen.
Ana hat den Tod gegessen.

Der Tod ist lang.
Er liegt auf Anas Gesicht und schläft.

Das gestrige Gefühl von warmem Wasser auf meiner Haut und in meinem Kopf, trotz Minusgraden draußen, hat sich verflüchtigt. Ich mache einen Schritt und ziehe meine Haut aus. Ich habe noch 4 Schritte.
David hat abgesagt. Das wird kein schöner Sonntag. Allein am Sonntag ist ein trauriges Ritual. Sonntag ist, wenn man auf den Montag, auf's Abendessen und auf den Tod wartet. Ja, das Wort "Tod" kommt immer dramatisch. Aber wieso der Zirkus, wir sterben unser ganzes Leben.
Hier Himmel. Danke Aglaja, heute hab ich von deinen Worten gegessen und das, wo du schon 10 Jahre tot bist.

Ich bin eine Ganze oder Keine. 

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