21.5.15

Ich bin so verdammt nüchtern. Schon vier Tage, nachdem ich abserviert wurde, habe ich aufgehört zu flennen. Und gerade jetzt beim ersten mal nüchternem Sex in meinem Zimmer fange ich wie ein Schlosshund an zu heulen. Wie runtergekommen ist das bitte? Aber es fühlte sich einfach so falsch an, ganz anders als mit Alex. Er wollte wissen, was los sei. Ich stammel irgendwelchen Herzsschmerz zusammen. Eigentlich war die Nummer einfach nur mittelmäßig. Er roch aber plötzlich ganz falsch und seine Haut fühlte sich nicht richtig an, ganz geschweigen von seinem Schwanz und was er damit anstellte. Statt Lust zu empfinden, bekam ich Bauch- und Rückenschmerzen. Die letzten Tage habe ich aber auch kaum etwas gegessen. Auf einmal war nur noch Ekel für allen Sex der Welt in mir. Außer für den mit Alex. Jedes Mal nach ihm war eine Enttäuschung, aber ich war meistens irgendwie berauscht, deshalb war es auch egal. Toll, jetzt habe ich unerreichbar hohe Standarts, die vermutlich erst wieder ein Typ erfüllen kann, den ich nicht liebe oder nicht haben kann. Andy reagiert aber sehr verständnisvoll. Er meint, es ginge auch ohne Gevögel, er vermisse nur die Nähe von jemandem. Keine Gefühle und keine Zukunft, so ist der Plan. Pärchenzeug und Wertschätzung ohne Bindung. Genau das habe ich eigentlich gesucht, aber jetzt, wo ich es habe, erfüllt es mich nicht. Anfangs war es angenehm, jetzt ist es nur noch falsch und in mir ist ein tiefes Schamgefühl, auch wenn ich nicht weiß, wo vor. Die Zeit regelt das schon. Sonst haben die Männergeschichten immer dieses High, weil man begehrt und gewollt wird, aber gleichzeitig emotional unnahbar und distanziert bleibt. Jetzt hängt es mir zum Hals raus. Ich ergreife die Flucht aus dem Bett. "Bleib doch bitte hier, so kann ich besser schlafen.." - "Ne, ich würde dich nur wach halten, ich gehe mich etwas ablenken." Und hier sitze ich. Abgefucked über all die belanglosen Dinge, als gäbe es nichts wichtigeres. Vielleicht vermisse ich doch nicht nur Nähe, sondern auch Liebe. Ich kotz gleich Regenbögen, so bescheuert finde ich dieses Geschnulze. Vielleicht doch wieder zurück zu berauschtem, hartem Sex. Der ist so kalt, da komme ich kaum auf Gedanken an Verflossene. Ein mal ficken und dann nicht kuscheln, sondern nach Hause geschickt werden. Dann fühlt man sich auf andere, aber viel erträglichere Weise schlecht. Man heult nicht, man ist nur wütend auf sich und die Welt und sucht sich den nächsten, der einen erst auf Händen tragt und dann fallen lässt. Und zwar weil man es so will.

Morgen früh sieht alles bestimmt schon wieder besser aus.

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